Keine Frage. Es gibt amerikanische Sportwagen-Legenden. Und es gibt den Ford Mustang. A class of it’s own wie man Dinge so gerne bezeichnet, die schlicht in einer eigenen Liga spielen.
In diesem Fall ist es aber so, dass die unumstrittene Ikone des “American Way of Drive”, einer der meistverkauften Sportwagen der Welt ist. Der wilde (Auto-)Henst aus dem Hause Ford hat es längst zu Kult-Status gebracht. in den Staaten ist der grosse Sportwagen für den kleinen Geldbeuetel so oder so Kulturgut.
Nun lässt der Auto-Riese aus Michigan pünktlich zum 50. Geburtstag des Ford Mustang ein neues Modell los.
22 000 Bestellungen am ersten Tag, über eine halbe Million Autos im ersten Produktionsjahr: Als Ford vor 50 Jahren am 17. April 1964 auf der New Yorker Weltausstellung den Mustang enthüllt, trifft der Autohersteller den Nerv der Zeit. Coupé und Cabriolet werden zu Ikonen der Swinging Sixties – geschaffen für die Aufbruchstimmung und die Technikbegeisterung im Land.
Dabei ist der Mustang nicht einmal eine eigenständige Entwicklung. Denn als der damalige Ford-Vizepräsident Lee Iacocca nach einem sportlichen, aber erschwinglichen Viersitzer verlangt, kleiden seine Ingenieure kurzerhand den eher drögen Ford Falcon neu ein.
Das Basismodell fährt nur mit einem Sechszylinder mit 2,8 Litern Hubraum und 75 kW/102 PS. Doch schon zum Start gibt es auch einen V8-Motor, der aus 4,7 Litern Hubraum 202 kW/275 PS schöpft. Außerdem kann Iacocca den Cobra-Erfinder und Le-Mans-Veteranen Caroll Shelby für den Mustang begeistern. Der texanische Rennfahrer wird Entwicklungspartner und Werkstuner des Herstellers und steht so für die schärfsten Mustang-Varianten.
Dass der Mustang einen so fulminanten Start hinlegt, liegt aber auch am Marketing. Noch nie wurde für ein Auto derart die Werbetrommel gerührt: Titelgeschichten in den Magazinen «Time», «Newsweek» und «Life» waren die Folge. Und am Tag vor der Premiere wiesen ganzseitige Zeitungsanzeigen auf einen Werbespot hin, der am Abend zeitgleich auf allen Kanälen gezeigt wurde. Das zeigte Wirkung, schon am ersten Tag konnten sich die Händler vor Bestellungen kaum retten.
50 Jahre später ist die weltweite Fangemeinde riesig: Es gibt laut Ford mehr als 250 Clubs, die dem Mustang gewidmet sind, bei Facebook hat er 5,5 Millionen Freunde, in den USA ist er sowieso Kulturgut. «Wenn du einen Mann im tiefsten Tennessee fragst, was ein Jaguar ist, könnte er antworten: Eine Raubkatze. Aber wenn du ihn fragst, was ein Mustang ist, wird er Dir antworten: Das ist ein Ford», umschreibt der frühere Baureihenleiter John Coletti die Bedeutung des Wagens. Vermutlich wäre die Antwort in Hessen oder Sachsen die gleiche.
Für Christopher Starke, Mustang-Fan und -Fahrer aus Staufenberg bei Gießen, macht das einen großen Teil des Reizes des Mustang aus. «Einerseits fährst Du einen absoluten Exoten, den es offiziell nie in Deutschland gegeben hat», sagt der Unternehmer. «Und auf der anderen Seite kann mit diesem Auto jeder etwas anfangen, hat es schon in dutzenden Filmen gesehen und weiß, was er davon zu halten hat.»
Außerdem spricht in Starkes Augen, der selbst einen Shelby GT500 in der Garage hat, auch der Preis für den Mustang. Schon die Erstauflage von 1964 war für 2368 Dollar ein Schnäppchen. Heute gibt es den Mustang in den USA für 22 500 Dollar. Selbst wenn daraus bei den Importeuren in Deutschland gut 30 000 Euro werden, sei das immer noch wenig für ein Auto, das so viel Kraft und Kult biete, sagt Starke.
Allerdings führt das attraktive Verhältnis von Preis, PS und Prestige bisweilen zu Missverständnissen, sagt der Mustang-Fan. Vergleiche mit Sportwagen wie dem Porsche 911 oder dem BMW M3 würden Erwartungen wecken an andere Eigenschaften, «die der Mustang vielleicht nicht ganz erfüllen kann», umschreibt Starke höflich das einfach konstruierte Starrachsen-Fahrwerk, die bescheidene Auswahl an Assistenzsystemen und das schlichte Kunststoff-Interieur. Doch der Mustang sei kein «Luxussportwagen mit Billig-Interieur, sondern ein Billig-Auto mit Spitzenleistung».
Das gelte für Neuwagen wie den 487 kW/662 PS starken Shelby GT500, der als Cabrio für einen US-Preis von 60 100 Dollar die aktuelle Mustang-Generation krönt, genauso wie für die Gebrauchtwagen und Oldtimer, sagt Starke. Wer keinen Wert auf rare Serien oder eine detailliert dokumentierte Historie lege, der könne einen Wagen aus den 60ern schon für um die 15 000 Euro bekommen. Exklusive Modelle oder Sonderserien stehen auch mal für 50 000 oder 100 000 Euro in den Gebrauchtwagen-Portalen.
Um die Ersatzteilversorgung müssen sich Mustang-Fans keine Sorgen machen, sagt Starke. «Es gibt fast zehn Millionen Autos auf der Straße und hunderttausende Fans in der ganzen Welt.» Deshalb sei eine ganz Industrie auf Service, Tuning und Reparatur der verschiedenen Mustang-Generationen spezialisiert.
Zum 50. Geburtstag hat Ford nun die sechste Generation des Mustang enthüllt und der Fangemeinde damit gleich zwei Geschenke gemacht. Zum einen das Auto selbst, das endlich mit Einzelradaufhängung und auf Wunsch auch mit Vierzylindermotor kommt. Und außerdem wurde der Mustang als Weltauto konzipiert. Es wird ihn zum ersten Mal auch in Deutschland geben. Ganz offiziell beim Ford-Händler.
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